Karla-Kowalski

Poetin der Architektur: Karla Kowalski zum 80 Geburtstag

Es gibt nur wenige deutsch/österreichische Architektinnen, die nach ihrer Ausbildung in den 1960er Jahren ein derart umfangreiches Oeuvre begründet haben, wie Karl Kowalski. Seit 1973 mit Michael Szyszkowitz in der steiermärkischen Hauptstadt Graz tätig und 1988 als Direktorin des Instituts für Öffentliche Bauten und Entwerfen an die TU Stuttgart berufen, hat Karla Kowalski jene wunderbare Begabung der künstlerischen Entwurfsarbeit bekundet, die in der eigenwilligen Architektonik von Kirchen-, Universitäts- oder Kaufhausbauten und vor allem immer wieder im vielen Varianten des Wohnbaus zu bestaunen war und ist. Beispielhaft bleibt die Wohnanlage für die Internationale Bauausstellung Emscher Park in den 1990er Jahren, in der die sensible Durchdringung bautypologischer Standards und deren räumlich-motivische Individualisierung einzigartig gelungen ist. Ein Versuchsfeld dieses Entwurfsdenkens hat das Büro Szyszkowitz/Kowalski wieder und wieder im Einfamilienhausbau gefunden, in dem sich eindrücklich jene Bau- und Detailbehandlung entdecken lässt, „die in der internationalen Architekturszene zum Markenzeichen wurde“. (Peter Blundell Jones)
Dazu gehört auch das private Bibliotheksprojekt für die an der TU Graz lehrende erste Professorin, Karin Wilhelm und deren Lebenspartner Johann Sauer. Kowalski, fasziniert von der Idee einmal „einen Turm bauen zu können“, traf hier auf die Vorliebe ihrer Auftraggeber für die Spindelform einer Treppe, die das Büro bereits mehrfach im Privathausbau durchgespielt hatte. Hier nun wurde diese Raumfigur gleichsam in ein Gerüst für die Bücher verwandelt, indem das Regalsystem in diese Raumdynamik eingepasst wurde.
Die Abbildung zeigt die Skulptur „Kleines Schwein“ von Karla Kowalski auf einem Gestell von Michael Szyszkowitz in ihrem Bibliotheksbau „Turm Fölling“/Graz Mariatrost.